Ein unbekannter Baumeister am Hofe des Grafen von Blankenheim hatte um 1470 eine geniale Idee: Um die Burg mit Trinkwasser zu versorgen, legte er einen 150 Meter langen Tunnel in bis zu 15 Metern Tiefe an. Diese historische Wasserleitung der Burg Blankenheim in der Eifel ist heute wieder freigelegt und kann teilweise sogar betreten werden.

Bis zum Bau des Tunnels saßen die Bewohner der Burg auf dem Trockenen. Sie besaßen keinen Brunnen, und so waren sie auf das abgestandene Regenwasser angewiesen, das sich in den Zisternen gesammelt hatte. Frisches Wasser erhielten die Bewohner der Burg erst nach der Errichtung der aufwändigen Anlage: Fünf senkrechte Schächte verbanden die einzelnen Abschnitte des Stollens, der unter dem Tiergarten, einem Gehege für das Jagdwild des Grafen, hindurch in ein Wasserreservoir in der Nähe der Burg führte. So entstand ein außergewöhnliches Bauwerk - der Tunnel von Burg Blankenheim ist einer von vieren, die in den anderthalb Jahrtausenden zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn des Eisenbahnbaus nördlich der Alpen gebaut worden sind.

Später geriet der Tunnel jedoch in Vergessenheit. Nachdem die gräfliche Familie gegen Ende des 18. Jahrhunderts vor den französischen Revolutionstruppen geflohen war, drohte die Burg Blankenheim zu verfallen. Erst etwa 100 Jahre später übernahm das Land Preußen die Pflege des Gebäudes, das seit 1936 als Jugendherberge dient. An den Stollen unterhalb des Tiergartens erinnerte sich damals niemand mehr. Erst 1997 wurde der Steinkeller, der sich hinter der Burg in einem Hügel befand, gefunden. Dr. Klaus Grewe vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege erkannte schnell, dass die Kalkablagerungen an den Kellerwänden auf ein historisches Wasserreservoir hindeuteten. Bald darauf entdeckte er die senkrechten Schächte und den 150 Meter langen Tunnel unter Burg Blankenheim, der diese zwischen dem Ende des 15. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts, also immerhin rund 300 Jahre lang, mit frischem Wasser versorgt hatte.

Der Förderverein Burg Blankenheim setzte sich nun für die Restauration der Anlage ein. "Was an historischen Überresten da war, wollten wir eben nicht untergehen lassen", meint der Vereinsvorsitzende Dr. Andreas Lange - recht bescheiden, denn bei dem Tiergartentunnel handelt es sich um einen technisch anspruchsvollen Bau mit europäischer Bedeutung. Mittlerweile haben die Vereinsmitglieder den Tunnel saniert, von dem bereits 50 Meter begangen werden können. Vom Tunnel bis zur Quelle führt jetzt auch ein Pfad, der Teil des insgesamt 18 Kilometer langen "Tiergartentunnel-Wanderweges" ist und von dem aus noch viele andere Sehenswürdigkeiten und Freizeiteinrichtungen Blankenheims besichtigt werden können.
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