STREUOBSTPÄDAGOGEN
WIE MAN BEGEISTERUNG EINPFLANZT


(Foto: NABU Märkischer Kreis)
Beate Holderied, die Hauptreferentin des ersten Jahrgangs, sieht ihre eigene Leidenschaft für den Streuobstanbau als Voraussetzung einer praxisorientierten Lehrtätigkeit: "Ein Bewusstsein zu schaffen gelingt am ehesten mit Aktionen oder Projekten, bei denen die Teilnehmer mit allen Sinnen eintauchen", so die erfahrene Expertin und Vorsitzende des Vereins Streuobst-Pädagogen e. V. Für den Kurs ist sie vom Vereinssitz im baden-württembergischen Landkreis Böblingen angereist. Bundesweit haben bereits über 300 Schulklassen an einem umweltpädagogischen Grundschulprojekt mit Namen "Die Streuobstwiese – Unser Klassenzimmer im Grünen" des Vereins teilgenommen. "Ich bin inmitten von Streuobstwiesen aufgewachsen, es war und ist mir wichtig, diese einzigartige Kulturlandschaft zu schützen und zu erhalten!"
Baumschnitt, Bienen, Backrezepte


(Foto: NABU Märkischer Kreis)
Der ideale Ort für eine gute Idee
Als Glücksfall empfinden die Teilnehmer, dass der Lehrgang auf dem Hof der Stiftung Märkisches Sauerland in Iserlohn angeboten wird. Mit mehr als 1.000 Bäumen auf den angrenzenden Streuobstwiesen bietet der Hof perfekte Bedingungen. Ob auch eine erfahrene Landschaftspflegerin bei einem Obstwiesenkurs noch dazulernen kann? "Und ob! – ich hab‘ früher gedacht: Okay, das ist ‘ne Obstwiese, ist ja nicht so schwer zu verstehen‘, aber wie vielfältig und faszinierend dieses Thema ist, merkt man erst, wenn man tiefer eintaucht – die Geschichte des Obstbaues, die ganzen Kulturtechniken, die damit zusammen- hängen, die ungeheure Sortenvielfalt, der komplexe Lebensraum – das ist doch toll, das will ich auch weitergeben." Andrea Kanters Plan: Bei Veranstaltungen ihres Vereins, zu denen auch viele Familien kommen, möchte sie Aktionen für Kinder und Jugendliche zum Thema Streuobstwiesen anbieten.
Text: Günter Matzke-Hajek

Heißt die Streuobstwiese so, weil die Bäume ihr Obst in die Wiese streuen oder weil die Wiese neben Obst auch Streu für den Stall liefert? Weder noch! Gemeint sind die um ein Dorf verstreut liegenden Wiesen, auf denen vor allem hochstämmige Apfel- und Birnbäume stehen. Die Erträge dienten früher der bäuerlichen Selbstversorgung oder sie wurden auf lokalen Märkten angeboten. Streuobstwiesen lassen sich doppelt nutzen: Zusätzlich zum Obstertrag kann man zwischen und unter den Bäumen ein- bis zweimal jährlich Heu machen oder von Zeit zu Zeit Weidevieh grasen lassen. In vielen Gegenden wurden Streuobstwiesen in den vergangenen 50 Jahren aufgegeben, weil sie als unwirtschaftlich galten. Ihre Erhaltung oder Renaissance verdanken sie dem Engagement von Natur- und Umweltschützern. Kommerzieller Obstbau wird heute fast nur noch in maschinengerechten Obstplantagen betrieben. Diese sind aber artenarm und bieten für gefährdete Pflanzen und Tiere keinen gleichwertigen Lebensraum.
Stand der Angaben: 01/2018
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