DIE SCHÖPFEMÜHLE DRINGENBERG
SCHÖPFERISCHE WASSERKUNST

Die Schöpfermühle transportiert nicht nur Wasser - sie wird auch von Wasser angetrieben.
Bild: Schöpfmühlenverein Dringenberg
Bild: Schöpfmühlenverein Dringenberg
Burg und Stadt Dringenberg wurden um das Jahr 1320 auf einem knapp dreihundert Meter hohen Berg gegründet. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, trieben die Einwohner – Ritter Theudebert ist ja nur eine Sagengestalt – zwei Brunnen rund vierzig Meter tief in den Felsen. Der eine Brunnen, der in der Nähe des Rathauses entstand, bekam den schönen Namen Rumpelborn. Der andere lag im Burginnenhof. Seine gewaltigen Ziehräder, die in ihrer heutigen Form aus dem 19. Jahrhundert stammen, sind eine Sehenswürdigkeit, aber nicht sie begründen den Ruhm der Dringenberger Wasserkunst. Diese Ehre kommt vielmehr der Schöpfemühle zu, die man Mitte des 16. Jahrhunderts unterhalb des Ortes erbaute.
Wasser in Pfeifen
Wasserkunst – darunter verstand man in Mittelalter und früher Neuzeit Vorrichtungen, um Wasser "künstlich" zu bewegen und auf diese Weise Höhenunterschiede überwinden zu lassen. Insbesondere für den Bergbau war das unabdingbar, aber es gab im 15. und 16. Jahrhundert auch bereits bemerkenswerte Anlagen zur städtischen Versorgung. Aufsehen erregte zum Beispiel die große Lübecker Bürgerwasserkunst von 1533. In Paderborn, nicht weit entfernt von Dringenberg, entstand zehn Jahre zuvor eine nach ähnlichen Prinzipien funktionierende Anlage: Ein von einem Fließgewässer angetriebenes Mühlrad übertrug seine Bewegungsenergie auf eine Kolbenpumpe, die das kostbare Nass in röhrenartig ausgehöhlten Baumstämmen – den sogenannten Pipen, hochdeutsch Pfeifen – aufwärts transportierte.
Es war ein und derselbe Mann, der sowohl die Wasserkunst in Paderborn als auch die in Dringenberg initiierte: Landdrost Hermann von Viermunden. Im Falle Dringenbergs ließ er die Anlage in das rund vierhundert Meter entfernte, etwa siebzig Meter tiefer liegende Tal der Öse setzen. Dieses Flüsschen brachte fortan das Mühlrad und damit die Pumpe in Schwung, die frisches Quellwasser hinauf zu Burg und Stadt beförderte. Oben angekommen lief es in ein großes Becken, den "Kump", und wurde von dort zu insgesamt fünf Zapfstellen weitergeleitet. Die technische Meisterleistung schloss sogar ein kleines Aquädukt zur Überbrückung des Ösetals mit ein.
Ein neues Mühlrad

Seit April 2011 fließt Wasser über das neue Rad der Schöpfermühle, das als Stahl-Holz-Konstruktion ausgeführt worden ist.
Bild: Frank Grawe
Bild: Frank Grawe

Auch die Getriebe- und Antriebstechnik sowie die Dreizylinderkolbenpumpe wurde instand gesetzt. Der Clou: Einen Generator zur Stromerzeugung baute man zusätzlich ein.
Bild: Frank Grawe
Bild: Frank Grawe
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2013/3
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