KLOSTER BLUMENTHAL IN BECKUM
WECKRUF FÜR EINEN SCHLAFSAAL
Die Stadt Beckum im Münsterland wird oft scherzhaft als das Schilda Westfalens bezeichnet. Aberwitzige Ideen und närrische Begebenheiten heißen hier nicht Schildbürgerstreiche, sondern "Beckumer Anschläge". Da könnte man es auch für einen sonderbaren Beckumer Einfall halten, möglichst viele Mitbürger wachzurütteln, um sich ausgerechnet in einem alten Schlafsaal zu treffen. Doch steckt dahinter eine außergewöhnliche Initiative – und ein wichtiger Grund dafür, dass beim NRW-Ehrenamtspreis "Der Dank" ein erster Platz nach Beckum ging.
Dormitorium – so nennt man das Schlafgebäude eines Klosters. In Beckum stößt man auf ein solches Dormitorium, wenn man durch die Innenstadt schlendert oder am Flüsschen Werse entlang radelt. Das 22 Meter lange, denkmalgeschützte Haus mit den gotischen Steinkreuzfenstern blickt auf über 500 Jahre Geschichte zurück. Einst gehörte es zu einem Augustinerinnenkloster mit dem schönen Namen "Blumenthal", das 1446 vor den Toren Beckums gegründet wurde. Angesichts der heftigen Fehden, die damals in Westfalen tobten, verlegte man es aber schon bald hinter die Stadtmauern. Dem Konvent gehörten zu seinen Blütezeiten rund 25 Schwestern an, bei seiner Auflösung im Jahr 1814 waren es allerdings nur noch drei. Die Klostergebäude wurden jetzt verkauft und später abgerissen – allein das Dormitorium blieb erhalten.
Gefährlicher Dämmerschlaf

Als Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum e.V. fördern (v. l.) Dieter Große-Sudhues, Stefan Wittenbrink, Eva Hübscher, Franz-Josef Laukemper und Ulf Flunkert den Erhalt des Klosters.
Nachdem das Dormitorium so manchen Sturm – darunter eine verheerende Brandkatastrophe von 1657 – überstanden hatte, verfiel es seit den 1990er Jahren in einen gefährlichen Dämmerschlaf. Jahrelang stand es leer. Zugleich drohte ein Umbau mitsamt Umwandlung in Eigentumswohnungen seinen historischen Charakter stark zu beeinträchtigen. Dabei gab es in Beckum durchaus Bedarf für einen Ort mit historischem Flair als Treffpunkt für geschichtsinteressierte Bürger.
Doch Pläne allein genügen nicht – nach dieser Devise handelte im Jahr 2007 der Beckumer Unternehmer Stefan Wittenbrink. Selbst geschichtlich interessiert bot er an, das Dormitorium zu kaufen, um es dann dem Beckumer Heimat- und Geschichtsverein zu überlassen. Bedingung: Das Einwerben von Fördergeldern und eigenhändiges Zupacken engagierter Mitbürger sollten eine gründliche Sanierung des Gebäudes ermöglichen.
Dem Verein gelang es, eine Reihe von Geldgebern für die gute Idee zu gewinnen, und schon im August 2009 wurde das Dormitorium seiner neuen Bestimmung übergeben. An Anerkennung für die erfolgreiche Initiative mangelte es bei der Eröffnung nicht. Lob kam unter anderem von der Kölner Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner und der münsterschen Regierungsvizepräsidentin Dorothee Feller-Elverfeld.
Eine Mittelalterliche Wendefigur

Das Beckumer Dormitorium ist der letzte bauliche Überrest eines über 500 Jahre alten Frauenklosters.Neben dem Heimat- und Geschichtsverein haben im Dormitorium inzwischen auch die "Bruderschaft der Beckumer Bauknechte" und der "Arbeitskreis Familienforschung Ahlen und Umgebung" ein Domizil gefunden, dem mehrere große Privatsammlungen anvertraut sind. Für Besucher besonders interessant ist eine kleine Ausstellung mit archäologischen Fundstücken. Eigentümer Stefan Wittenbrink selbst förderte bei der sorgfältigen Überprüfung von Bodenmaterial Verblüffendes zutage, darunter den etwa zwei Zentimeter hohen Kopf einer "Wendefigur" aus dem 15. Jahrhundert. Er zeigt auf der einen Seite ein Frauen-, auf der anderen ein Männergesicht. Fast an einen "Beckumer Anschlag" könnte man hingegen angesichts einer römischen Minerva-Gemme glauben – ist dieser Fund doch rund 1.200 Jahre älter als das Dormitorium selbst. Hier hat aber kein Scherzbold die vermeintliche Anwesenheit der Römer in Beckum zu beweisen versucht. Die Gemme kam sicher erst im Mittelalter nach Blumenthal. Antike Bildsteine waren damals im Kunsthandwerk begehrt – am mittelalterlichen Dreikönigsschrein im Kölner Dom wurden sogar mehrere hundert davon verwendet.
Dormitorium – so nennt man das Schlafgebäude eines Klosters. In Beckum stößt man auf ein solches Dormitorium, wenn man durch die Innenstadt schlendert oder am Flüsschen Werse entlang radelt. Das 22 Meter lange, denkmalgeschützte Haus mit den gotischen Steinkreuzfenstern blickt auf über 500 Jahre Geschichte zurück. Einst gehörte es zu einem Augustinerinnenkloster mit dem schönen Namen "Blumenthal", das 1446 vor den Toren Beckums gegründet wurde. Angesichts der heftigen Fehden, die damals in Westfalen tobten, verlegte man es aber schon bald hinter die Stadtmauern. Dem Konvent gehörten zu seinen Blütezeiten rund 25 Schwestern an, bei seiner Auflösung im Jahr 1814 waren es allerdings nur noch drei. Die Klostergebäude wurden jetzt verkauft und später abgerissen – allein das Dormitorium blieb erhalten.
Gefährlicher Dämmerschlaf


Doch Pläne allein genügen nicht – nach dieser Devise handelte im Jahr 2007 der Beckumer Unternehmer Stefan Wittenbrink. Selbst geschichtlich interessiert bot er an, das Dormitorium zu kaufen, um es dann dem Beckumer Heimat- und Geschichtsverein zu überlassen. Bedingung: Das Einwerben von Fördergeldern und eigenhändiges Zupacken engagierter Mitbürger sollten eine gründliche Sanierung des Gebäudes ermöglichen.
Dem Verein gelang es, eine Reihe von Geldgebern für die gute Idee zu gewinnen, und schon im August 2009 wurde das Dormitorium seiner neuen Bestimmung übergeben. An Anerkennung für die erfolgreiche Initiative mangelte es bei der Eröffnung nicht. Lob kam unter anderem von der Kölner Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner und der münsterschen Regierungsvizepräsidentin Dorothee Feller-Elverfeld.
Eine Mittelalterliche Wendefigur


Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 1/2010
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