BURSCHEIDER BADEHAUS
AUF DEN WELLEN DER KULTUR




Nicht jede Badeanstalt ist auch ein Schwimmbad. Von den vielen Badehäusern, die es um 1900 im Rheinland gab, hatten jedenfalls keineswegs alle ein Schwimmbecken – wohl aber Brausen oder Wannen, denn es ging in erster Linie noch ums Waschen und nicht um Spiel und Sport. Umso bemerkenswerter ist es daher, dass das im neoklassizistischen Stil errichtete, 1914 eröffnete Burscheider Badehaus sogar zwei Schwimmbecken besaß – und das zudem noch in einer Außenanlage unter freiem Himmel. 1950 war das Badehaus noch um einen Umkleidetrakt erweitert worden. Anhand zahlreicher Elemente lässt sich an dem denkmalgeschützten Bauwerk die Entwicklung vom öffentlichen Wannen- und Brausebad der Jahrhundertwende bis zur Freiluftbadeanstalt ablesen.
Die Zusatzfunktion als Freibad hat zur Erfolgsgeschichte des Burscheider Badehauses sicherlich viel beigetragen. Erst 1985 wurde es geschlossen. So mancher Burscheider erinnert sich aber noch viel weiter zurück: "Ich habe als Junge noch in den Badezellen geduscht, weil zu Hause keine ‚vernünftigen’ sanitären Einrichtungen existierten. Für 50 Pfennig konnte man 30 Minuten lang warm duschen… eine Wohltat!" So schildert es ein ehemaliger Badehausbesucher.


Nach dem Ende des Badebetriebs nutzte man das Gebäude zunächst als Möbellager, dann als Übergangsheim für Asylbewerber. Schließlich stand es leer. Zum Glück aber schuf der Kulturverein Burscheid 2006 mit einem neuen Nutzungskonzept die Voraussetzungen, um das architektonische Schmuckstück vor dem Verfall zu retten. Bei der durch die NRW-Stiftung geförderten grundlegenden Sanierung des Gebäudes wurde Wert darauf gelegt, den Charakter des alten Freibades wieder herzustellen. Dazu gehörte neben der teilweisen Freilegung des alten Außenbeckens auch die Rekonstruktion der Bodenfläche des ehemaligen Umkleidetraktes.
Heute dient das Burscheider Badehaus als Kulturzentrum, in dem Veranstaltungen vom Konzert bis zum Kabarettabend stattfinden. Zugleich ist das Haus aber auch ein Anlaufpunkt für Künstler und Kreative geworden, die hier in einer Atmosphäre wirken können, die eines ganz gewiss nicht ist: trocken.
Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 3/2009
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