FALKENBURG IN BERLEBECK
BURGENBAU IM NAMEN DER ROSE


wichtigsten historischen Orten in NRW, denn sie war die Keimzelle des Landes Lippe.
Geografisch gesehen liegt der Kreis Lippe im östlichen Westfalen. Echte Lipper lassen sich aber ungern als Ostwestfalen bezeichnen, denn ihre Heimat hat eine ganz eigene Geschichte: Während alle anderen Gebiete des heutigen Landes NRW spätestens 1815 an Preußen fielen, blieb das Fürstentum Lippe noch bis 1918 selbstständig. Dass es nicht zu der drohenden Verschmelzung mit der preußischen Provinz Westfalen kam, war vor allem das Verdienst einer außer gewöhnlichen Frau – Fürstin Pauline zur Lippe, die von 1802 bis 1820 regierte. Ihr gelang das Kunststück, in den Konflikten der Großmächte stets im richtigen Moment auf der richtigen Seite zu stehen und so die Unabhängigkeit ihres Miniaturstaates mit seinen 80.000 Einwohnern zu bewahren.
Burgmauern als Straße
Im Umgang mit der Falkenburg beschritt Pauline im wahrsten Sinne des Wortes ganz neue Wege: Sie ließ große Mengen an Steinen von der Burg abtransportieren, um sie für den Bau einer Straße zu verwenden, die über die "Gauseköte" führte – einen Gebirgspass zwischen Detmold und Paderborn. Allerdings: Die Falkenburg war schon seit dem 16. Jahrhundert nur noch eine unbewohnte Ruine und wurde keineswegs zum ersten Mal als Steinbruch missbraucht. Der Verfall hatte eingesetzt, seitdem die lippischen Herrscher lieber in Detmold residierten, wo man noch heute mitten in der Stadt das landesherrliche Schloss bewundern kann.


Burg im Dämmerschlaf
In den letzten Jahrzehnten lag die Ruine der Falkenburg weitgehend unbeachtet in tiefem Dämmerschlaf. Nur der Zahn der Zeit arbeitete unverdrossen weiter – mit fatalen Folgen, denn das kostbare Bodendenkmal wurde nach und nach immer instabiler. Bis dann eine Initiative des lippischen Radiomoderators und Musikers Arne Heger 2004 zur Gründung des Vereins "Die Falkenburg e.V." führte, der seitdem für umfassende Sicherungs- und Ausgrabungsarbeiten gesorgt hat.
Dabei wurden nicht nur verschüttete Mauerabschnitte von bis zu 2,80 Meter Höhe freigelegt, sondern teilweise auch neue Aufmauerungen vorgenommen, damit Besucher das Ruinenplateau künftig wieder gefahrlos betreten können. Wenn die Arbeiten einmal abgeschlossen sind, wird die Falkenburg nicht nur ein attraktives touristisches Ziel, sondern auch ein stimmungsvoller Ort für Kulturveranstaltungen sein. Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun: Derzeit ist das Betreten der Anlage für Unkundige noch immer lebensgefährlich und daher nur bei Führungen gestattet.

Grabungsfunde: So wurden Wölfe geangelt
Zum ersten Mal in Westfalen-Lippe haben Forscher des Landschaftsverbandes LWL jetzt in Detmold sogenannte Wolfsangeln aus dem 13. Jahrhundert gefunden. An der Detmolder Falkenburg entdeckten die Archäologen 20 der eisernen Haken, mit denen im Mittelalter Wölfe gefangen wurden. Die ungefähr 20 Zentimeter langen Fundstücke aus Detmold werden ab Februar 2010 in der Ausstellung "AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen" im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu sehen sein. Seit rund fünf Jahren graben Archäologen des LWL auf der Stammburg der Edelherren zur Lippe in Detmold. "Die Wolfsangeln sind sicherlich der Höhepunkt der Grabungen", so Dr. Stefan Leenen, wissenschaftlicher Projektleiter der kommenden Ausstellung. "Sie zeigen, wie groß die Bedrohung der Burgbewohner durch Wolfsrudel in den umgebenden Wäldern dieser Höhenburg gewesen sein muss." Wolfsangeln sind ungewöhnlich geformte eiserne Haken, die mit Fleischködern bestückt an einem Seil in Bäume gehängt wurden – die Wölfe bissen an wie Fische und verendeten.
Grabungsfunde: Hundepfeifen aus vergangener Zeit
Ein 600 Jahre altes Geräusch, so etwas findet man nicht alle Tage. Auf der Falkenburg bei Detmold ist den Archäologen die kleine Sensation trotzdem gelungen. Bei ihren jüngsten Ausgrabungen stießen sie auf zwei mit Löchern versehene Gegenstände aus Knochenmaterial. Es waren Kleinteile mit Pfiff, wie sich bald herausstellte – mittelalterliche Hundepfeifen, die beim Hineinblasen einen schrillen Ton erzeugen. Einmal mehr erwies sich damit die Falkenburg, deren denkmalgeschützte Ruine mithilfe der NRW-Stiftung gesichert wurde, als Ort für außergewöhnliche Funde.Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 1/2011
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