LISTERTAL IM MÄRKISCHEN KREIS
DER KÜHLE HAUCH DES EBBE


Zwar wurden vor 70 Jahren auch entlang der Lister manche Bachmäander begradigt, aber der Talabschnitt zwischen Breddershaus und Krummenerl mit seinen großflächigen Feuchtwiesen und dem fast durchgehenden Schwarzerlen-Galeriewald gehört nach wie vor zu den naturnahen Auen. Zwischen den glänzenden Binsenstängeln geht dort noch die Ringelnatter auf Froschjagd und die quittengelbe Gebirgsstelze pendelt zwischen dem Ufer und ihrem gut versteckten Nest. Um das Listertal in seinem schönsten Kleid zu sehen, sollte man im späten Frühjahr oder Frühsommer hierherkommen, denn vor der ersten Mahd schmücken sich die Talwiesen mit prachtvollen Pastellfarben. Im Grün von Gräsern und Seggen leuchten das hellblaue Sumpf-Vergissmeinnicht, das zartviolette Wiesenschaumkraut, der rosa blühende Schlangenknöterich und die pinkfarbene Kuckucks-Lichtnelke.
Die Blume, die aus der Kälte kam
In den (Halb-)Schatten gestellt werden sie aber von einer über kniehohen Staude aus der Hahnenfuß-Verwandtschaft. Während seine kleineren Geschwister, der Kriechende und der Scharfe Hahnenfuß gelbe Punkte in die Wiesen malen, schieben sich die großen weißen Blüten des Eisenhutblättrigen Hahnenfußes an Gräben und Ufern zu einem weiß leuchtenden Schleier zusammen. Wie kleine Krönchen ragen aus jeder Blüte die Büschel der goldenen Staubblätter hervor. Die dichtesten Bestände wachsen auf den nicht jährlich oder erst spät gemähten Parzellen. Die Vorkommen in den Tälern rund um das Ebbegebirge sind übrigens nicht nur einzigartig in Nordrhein-Westfalen, sondern weit darüber hinaus. Erst im Schwarzwald und anderen süddeutschen Gebirgen setzt sich das Verbreitungsareal fort. Im Sauerland gilt die Art deshalb als Eiszeitrelikt, obwohl sie in den Tälern durchaus bis in Lagen unter 300 Meter absteigt. Gerd Eppe, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Naturschutzzentrums Märkischer Kreis e.V., erklärt das so: "Durch die Täler fließt ja nicht nur Wasser ab, sondern auch die kalte Luft aus den Hochlagen. Hier unten spürt man den kühlen Hauch des Ebbegebirges oft stärker als auf den Bergkuppen nebenan."
Ein Glücksfall für das Tal



Ihren Anfang nimmt die Lister im Naturpark Ebbegebirge, einer niederschlagsreichen Wasserscheide im Westen des Sauerlandes. Punktgenau lässt sich die Listerquelle nicht festlegen, denn ihr Wasser sickert flächig im ausgedehnten Hangmoor "Grundlose" zusammen. Vom Ebbe aus plätschert die junge Lister zuerst genau nach Süden, später eher nach Osten. Nach 12 Kilometern weitet sie sich zur vier Kilometer langen Listertalsperre, die als Seitenarm direkt an den Biggesee grenzt. Versunken auf deren Grund liegt die frühere Mündung der Lister. Über Bigge, Lenne und Ruhr gelangt das Listerwasser schließlich in den Rhein. Auf seinem langen Weg hat es dann fast eine vollständige Linksspirale beschrieben.
Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 2/2008
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