KREUZWEG AUF DEM KALVARIENBERG BEI ALENDORF
WILLKOMMEN ZUM BETEN UND BOTANISIEREN


Aus der Entfernung ist nur das Gipfelkreuz zu sehen, denn die Hänge des Kalvarienbergs sind von unzähligen schlanken Wacholderbüschen übersät. Die Vegetation erinnert manche Besucher an die Lüneburger Heide, einige schwärmen sogar von der "Eifel-Toskana". In einem Punkt sind sich Bewohner und Besucher aber einig: Der 524 Meter hohe Kalvarienberg ist ein Ort, an dem man dem Himmel ganz nah ist, nicht nur bei den Prozessionen in der Karwoche. Der Naturpark Nordeifel hat dort einen seiner spektakulärsten "Eifel-Blicke" eingerichtet. Von hier aus reicht die Rundumsicht bis zur 23 Kilometer entfernten Nürburg.


GLOCKEN, DIE MAN NICHT HÖREN KANN
Kein Wunder also, dass Alendorf mit seinen Hügeln und Hängen das ganze Jahr über ein wahres Pilgerziel ist, obwohl nach Ostern eine andere Passion die Menschen dorthin führt. Ortsvorsteherin Martina Schmidt weiß dem möglichen Missverständnis vorzubeugen: "Wenn Sie hier Leute sehen, die mit gesenktem Blick gehen oder plötzlich auf die Knie fallen, dann beten die nicht – die halten Ausschau nach seltenen Pflanzen oder fotografieren Schmetterlinge!" Die gebürtige Alendorferin hat recht. Viele Besucher kommen tatsächlich wegen der artenreichen Magerrasen, auf denen vom späten Frühjahr an Orchideen wie Händelwurz, Zweiblatt und Brand-Knabenkraut prangen. Die Glocken, die die Herzen der Gäste höher schlagen lassen, heißen Kuhschelle und Knäuel-Glockenblume. Wegen ihrer ungewöhnlich vielfältigen Lebensgemeinschaften mit zahlreichen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten stehen die Hänge seit 1977 unter Naturschutz. Sie gehören zum Naturschutzgebiet Lampertstal, dem größten Schutzgebiet in der Kalkeifel.
WACHOLDER AM HANG, AUF DEM TELLER UND IM GLAS


Dagegen knabbern die Landschafe vom harzig schmeckenden Wacholder mit seinen piksigen Nadeln nur die zarten Jungtriebe und trimmen die dunklen Bäumchen so immer wieder in Form. Wo sich die Gehölze zu dicht zusammenschließen und lichtbedürftige Arten nicht genug Sonne haben, werden sie von Menschenhand ausgedünnt. Früher holten die Bauern den Wacholder gleich karrenweise von den Hängen und benutzten ihn zum Räuchern von Schinken. Im kleinen Maßstab wird diese Tradition seit einigen Jahren wieder belebt. Gelegenheit zum Probieren des Wacholderschinkens bietet das Alendorfer Wacholderfest, das jedes Jahr am zweiten August-Wochenende stattfindet. Mit Wacholder gewürztes Sauerkraut und Wacholderschnaps dürfen dabei nicht fehlen. Am besten schmecken solche Eifel-Köstlichkeiten natürlich, wenn man sie als Stärkung nach einer botanischen Exkursion durch die Magerrasen genießt, die zu dieser Jahreszeit der wild wachsende Deutsche Enzian schmückt.
WAS IST EIN KALVARIENBERG?


Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 3/2007
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