Weit reicht der Blick von der kleinen Holzhütte über das Wasser und die Ufersträucher bis hin zu den Bäumen dahinter. Im Naturschutzgebiet Zachariassee leben Hunderte von Vögeln. Doch viele nur für kurze Zeit: Während des Vogelzugs im Herbst machen unter anderem Zwergstrandläufer eine Zwischenstation an dem See in der Nähe Lippstadts, um Kraft zu sammeln für ihren Flug von der südlichen Arktis zu den Küsten Afrikas.

Im Winter sammeln sich über 2000 Vögel im Naturschutzgebiet: Graugänse und Schnatterenten, Haubentaucher und Kormorane lassen den See zu einer Oase der Artenvielfalt werden und viele von ihnen haben den Zachariassee auch als Brutrevier auserkoren. Die Mitglieder des Naturschutzbundes NABU registrierten bei ihren Beobachtungsgängen bisher 200 Arten, darunter seltene wie Drosselrohrsänger, Purpurreiher und Seeadler. Die Kreisgruppe Soest des NABU kümmert sich um die Pflege des Naturschutzgebietes. Zu einem Vogelparadies entwickelte es sich in den rund elf Jahren seit der Stilllegung der Sand- und Kiesbaggerei "Zacharias". Sie befand sich früher auf der Insel des 65 Hektar großen Sees.

Klares Wasser und Sandstrände in unmittelbarer Nähe Lippstadts verlockten dazu, den See als Freizeitgebiet zu nutzen. Es ist der Initiative der NABU-Mitglieder des Kreises Soest zu verdanken, dass die Entscheidung der Behörden 1990 zugunsten der Natur fiel. Der Rundwanderweg um den See wurde umgeleitet und verläuft nun in sicherer Entfernung von den Lebensräumen der Vögel. Auf Baden und Angeln müssen die Lippstädter im Schutzgebiet seitdem verzichten. Doch sie haben neue Freizeitbeschäftigungen am See entdeckt: Mit einem Fernglas und etwas Geduld ausgestattet, halten sie Ausschau nach den geflügelten Bewohnern. Unterschiedliche Lichtverhältnisse und der Wechsel der Jahreszeiten machen das Beobachten der Vögel immer wieder zu einem reizvollen Erlebnis.

Zumal es mit der Beobachtungshütte am Südufer einen Aussichtsplatz gibt, von der aus Naturfreunde einen Blick über den gesamten See haben. Der Heimatverein Lipperode zimmerte 1991 die Hütte gemeinsam mit Mitgliedern der britischen Armee. Das Naturschutzgebiet lebt von der Akzeptanz der Bevölkerung und dem Engagement vieler Bürger. Die Landwirte tragen dazu bei, dass auf den Flächen rund um den Zachariassee wieder seltene Pflanzen wie Glockenheide oder Englischer Ginster sprießen: Die Bauern verzichten auf Pestizide und auf Düngemittel. Die meisten Flächen dienen heute als Viehweiden.
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