VARNENUM IN KORNELIMÜNSTER
STILLE ZEUGEN DER VERGANGENHEIT
"Wichtige Erkenntnisse über das religiöse Leben in der römischen Provinz Niedergermanien" erwartet Professor Heinz Günter Horn, der oberste Bodendenkmalschützer Nordrhein-Westfalens, von den Resten des Varnenums. Horn leitet das Referat Bodendenkmalschutz und Bodendenkmalpflege im NRW-Städtebauministerium. Der Tempelbezirk bei Aachen-Kornelimünster wurde etwa zwischen den Jahren 100 und 260 nach Christus als von den Römern beherrschtes Kult-Zentrum genutzt.
Die Eroberer übten religiöse Toleranz: Sie betrachteten die Götter der unterworfenen Völker als andere Erscheinungsformen ihrer eigenen Göttervorstellungen, zumal ihnen deren Wirken und Zuständigkeiten häufig bekannt vorkamen. Daher setzten sie einheimische Gottheiten zumeist mit römischen Göttergestalten gleich und übernahmen sie in das römische Pantheon. So konnten einerseits die einheimischen Stämme auch unter römischer Herrschaft ihre religiösen Eigenheiten beibehalten, und andererseits konnten die römischen Bürger ohne Missachtung ihrer eigenen Götter zu den einheimischen Gottheiten in den Provinzen beten und ihnen Opfer darbringen. Die Germanen aus der Region um Aachen konnten im Varnenum daher weiterhin ihre regionale Schutzgöttin Sunuxal verehren – ebenso wie einen Gott namens Varneno oder Varnenus, aus dem sich der heutige Name des Tempelbezirks ableitet.
Die Tempel der beiden Götter standen auf einem öffentlichen Platz inmitten anderer Gebäude – es muss eine ganze Siedlung gewesen sein: Verwaltungsgebäude, Schenken, Läden, Lagerhäuser und Pilgerherbergen. Zwei der Häuser waren durch eine Terrasse verbunden: Gläubige, die den Schutz und die Hilfe der Götter erfahren hatten, stellten darauf wohl Statuen oder Weihesteine auf. Die Gotteshäuser selbst waren Umgangstempel mit weiter Säulenstellung – "typisch für die nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches", wie Professor Horn erklärt.
Heute ist vom regen Treiben vergangener Jahrhunderte rund um das Varnenum nur noch wenig zu spüren: Die Fundamente sind mit einer Erdschicht bedeckt. So bleiben die archäologischen Zeugnisse für spätere Untersuchungen im Fundzusammenhang erhalten. So ist sichergestellt, "dass das Gelände auch von späteren Generationen noch wissenschaftlich untersucht werden kann", erklärt Professor Heinz Günter Horn. Aufgemauerte Bruchsteine zeigen den Besuchern, wo in dem Tempelbezirk Varnenum die Gebäude standen. Die Anlage war sogar noch wesentlich größer als der heute sichtbare Teil: Insgesamt fünf Hektar stehen unter Bodendenkmalschutz, denn viele archäologische Zeugnisse ruhen wohl noch im Boden – ungestört seit fast zwei Jahrtausenden.



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Die Eroberer übten religiöse Toleranz: Sie betrachteten die Götter der unterworfenen Völker als andere Erscheinungsformen ihrer eigenen Göttervorstellungen, zumal ihnen deren Wirken und Zuständigkeiten häufig bekannt vorkamen. Daher setzten sie einheimische Gottheiten zumeist mit römischen Göttergestalten gleich und übernahmen sie in das römische Pantheon. So konnten einerseits die einheimischen Stämme auch unter römischer Herrschaft ihre religiösen Eigenheiten beibehalten, und andererseits konnten die römischen Bürger ohne Missachtung ihrer eigenen Götter zu den einheimischen Gottheiten in den Provinzen beten und ihnen Opfer darbringen. Die Germanen aus der Region um Aachen konnten im Varnenum daher weiterhin ihre regionale Schutzgöttin Sunuxal verehren – ebenso wie einen Gott namens Varneno oder Varnenus, aus dem sich der heutige Name des Tempelbezirks ableitet.
Die Tempel der beiden Götter standen auf einem öffentlichen Platz inmitten anderer Gebäude – es muss eine ganze Siedlung gewesen sein: Verwaltungsgebäude, Schenken, Läden, Lagerhäuser und Pilgerherbergen. Zwei der Häuser waren durch eine Terrasse verbunden: Gläubige, die den Schutz und die Hilfe der Götter erfahren hatten, stellten darauf wohl Statuen oder Weihesteine auf. Die Gotteshäuser selbst waren Umgangstempel mit weiter Säulenstellung – "typisch für die nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches", wie Professor Horn erklärt.
Heute ist vom regen Treiben vergangener Jahrhunderte rund um das Varnenum nur noch wenig zu spüren: Die Fundamente sind mit einer Erdschicht bedeckt. So bleiben die archäologischen Zeugnisse für spätere Untersuchungen im Fundzusammenhang erhalten. So ist sichergestellt, "dass das Gelände auch von späteren Generationen noch wissenschaftlich untersucht werden kann", erklärt Professor Heinz Günter Horn. Aufgemauerte Bruchsteine zeigen den Besuchern, wo in dem Tempelbezirk Varnenum die Gebäude standen. Die Anlage war sogar noch wesentlich größer als der heute sichtbare Teil: Insgesamt fünf Hektar stehen unter Bodendenkmalschutz, denn viele archäologische Zeugnisse ruhen wohl noch im Boden – ungestört seit fast zwei Jahrtausenden.
Kommentare
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28.01.2018, Heike Delhey
Mein Mann und ich haben heute auf einem Spaziergang die
Ausgrabung besucht und waren überrascht über den ordentlichen Zustand .
Im Internet hatte ich anderes gelesen . Kein Gestrüpp oder Unkraut ... kein
Müll . Was leider immernoch fehlt ist eine Infotafel und Hinweisschilder .
Trotzdem .... sollte man gesehen haben .
Mein Mann und ich haben heute auf einem Spaziergang die
Ausgrabung besucht und waren überrascht über den ordentlichen Zustand .
Im Internet hatte ich anderes gelesen . Kein Gestrüpp oder Unkraut ... kein
Müll . Was leider immernoch fehlt ist eine Infotafel und Hinweisschilder .
Trotzdem .... sollte man gesehen haben .

30.10.2016, Ingrid Düngen
.... Es ist wirklich sehr schade, dass die Stadt Aachen die Anlage so verkommen lässt.
In ein paar Jahren wird das Unkraut alles überwuchert haben und man wird dann nur noch ahnen können, wo die Ausgrabungen einst waren.
.... Es ist wirklich sehr schade, dass die Stadt Aachen die Anlage so verkommen lässt.
In ein paar Jahren wird das Unkraut alles überwuchert haben und man wird dann nur noch ahnen können, wo die Ausgrabungen einst waren.

03.09.2011, Aachen360
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe ein interaktives 360° Kugelpanorama von dem Tempelbezirk (Varnenum) erstellt. Sie können dieses kostenlos unter www.360cities.net/image/aachen-kornelimuenster-gallo-roman-temple-area-varnenum betrachten. Ein Vorschaubild sende ich Ihnen als Anhang.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe ein interaktives 360° Kugelpanorama von dem Tempelbezirk (Varnenum) erstellt. Sie können dieses kostenlos unter www.360cities.net/image/aachen-kornelimuenster-gallo-roman-temple-area-varnenum betrachten. Ein Vorschaubild sende ich Ihnen als Anhang.
Bild: Interaktives 360° Panorama von dem Tempelbezirk Varnenum

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