NATURSCHUTZGEBIET BEI BÜECKE
WIE EINE INSEL INMITTEN DER ÄCKER


(Foto: Matthias Scharf)
Zum Schutz vor Stichen ist der Kopf des Wespenbussards von besonders festen, dichten Federn bedeckt. Die spezielle Ernährungsweise ist auch der Grund, weshalb der Vogel erst im Frühsommer brütet. Die Phase, in der seine Jungen den größten Appetit entwickeln, fällt dann genau mit der sommerlichen Wespensaison zusammen.
Ein Magnet für viele Vögel
Auch auf andere gefiederte Beutegreifer hat die Weidelandschaft bei Büecke eine anziehende Wirkung: Brutvögel wie der nur finkengroße Neuntöter, Wintergäste und Durchzügler wie Korn- und Wiesenweihe oder Sommerbesucher wie Rotmilan und Baumfalke – sie alle nutzen das halboffene Gelände für die Jagd. Und weshalb ist das Gebiet, das auf halbem Weg zwischen dem Möhnesee und der alten Handelsstadt Soest liegt, für viele Tiere so attraktiv? Ausgedehnte Magerweiden und Glatthaferwiesen, Feldgehölze und Kleingewässer bilden einen 240 Hektar großen Biotopkomplex, der in der Ackerlandschaft der Börde liegt wie eine Insel. Tatsächlich wurde hier nie intensive Landwirtschaft betrieben. Schon im Jahr 1912 marschierten Soldaten von der Garnisonsstadt Soest auf den Kleiberg bei Büecke, um zu exerzieren.
Später errichtete man dort auch Munitionsbunker, vergrößerte den Übungsplatz und erklärte ihn zum Sperrgebiet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine kleine Siedlung – alte Soester erinnern sich noch an das Ausflugslokal "Waldschänke".
Geprägt von Panzern und Schafen


(Foto: L. Hauswirth)
Pfützen-Renovierung
Dass es auf dem Kleiberg dennoch fast 100 Jahre lang von Kleingewässern wimmelte, lag an den schweren Militärfahrzeugen, die auf den lehmigen Pisten den Boden zerwühlten und tiefe Pfützen hinterließen. Obwohl in dieser Zeit mancher Lurch unter die Räder kam, dürfte die Zahl der Unken, Kröten und Molche um ein Vielfaches höher gewesen sein als heute. Nach dem Abzug des Militärs wuchsen die Tümpel zu und die Unkenpopulation brach zusammen. Vor ein paar Jahren ließ man deshalb erneut einen Leopard von der Kette. Der entmilitarisierte 850-PS-Panzer wird sonst in der Trupbacher Heide bei Siegen zum Offenhalten von Biotopen eingesetzt. Im vergangenen Winter stiegen die Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. (ABU) dann auf zwei schwere Trecker um. Der Effekt ist der gleiche. In einem Aufwasch pflügen die Monster-Reifen störenden Pflanzenwuchs aus den tiefen Fahrspuren und verdichten den lehmigen Untergrund. Was manche Naturfreunde für einen Frevel halten könnten, gilt in Büecke als sozialer Wohnungsbau für Lurche. Nach einem kräftigen Frühsommerregen zieht es die Gelbbauchunken nämlich genau in diese schlammigen Tümpel. Verkrautete Gewässer, in denen die räuberischen Larven von Libellen und Wasserkäfern lauern, sind für ihre Kaulquappen ungeeignet.
In der Kraft liegt die Ruhe


(Foto: Matthias Scharf)
Text: Günter Matzke-Hajek
Stand der Angaben: 01/2018
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