DAS PESCHKENHAUS IN MOERS
DAS HAUS AM MEER


Der Kabarettist und gebürtige Moerser Hanns Dieter Hüsch sprach in seinen Lebenserinnerungen vom "Peschkenschen Haus". Der eigenartige Name ist allerdings bei Weitem nicht so alt wie das Haus selbst und hat einen ganz simplen Hintergrund: Um 1900 wurde das Gebäude von dem Fahrradfabrikanten Johannes Peschken genutzt, dessen Familie es 1865 gekauft hatte. Schon im Mittelalter hatte das Kaufmannsdomizil gleichzeitig als Wohn- und Geschäftshaus gedient. Seine ursprüngliche Lage am "Meer" wurde 1591 vom berühmten Duisburger Kartografen Gerhard Mercator aus der Vogelschau eindrucksvoll festgehalten. Kurze Zeit später machte das Haus sogar politische Karriere, denn da es nach dem Stadtbrand von 1605 in Moers an Räumlichkeiten mangelte, tagte hier zeitweilig der Stadtrat.
Rettung durch Bürgeraktien
Das Peschkenhaus wurde im späten 18. Jahrhundert durch ein Sandsteinportal und im frühen 19. Jahrhundert durch einen klassizistischen Giebel sowie Verputz äußerlich verändert. Es besitzt aber immer noch große Gewölbekeller und zwei Geschosse mit Deckenbalken aus der Erbauungszeit. Mehr als ein halbes Jahrtausend Geschichte spiegelt sich auf diese Weise in dem Baudenkmal, zu dem sich als Nachbarn im Laufe der Zeit die evangelische Stadtkirche und das Denkmal des Preußenkönigs Friedrich I. gesellten. Dass der 1902 in Bronze gegossene Monarch schon seit über 100 Jahren den Kopf so beharrlich vom Peschkenhaus abwendet, sollte man ihm übrigens nicht übel nehmen. Schließlich litt Friedrichs Körperhaltung schon zu Lebzeiten unter den Folgen eines frühkindlichen Unfalls, weshalb die Untertanen ziemlich herzlos vom "schiefen Fritz" sprachen.
Bis weit in die 60er-Jahre hinein lebten Mitglieder der namengebenden Familie im Peschkenhaus, bevor es nach einigen Jahren Leerstand von der Stadt Moers ab 1972 als Galerie betrieben wurde. Finanzielle Gründe bewogen die Stadt im Jahr 2002 dazu, sich aus dem Objekt zurückzuziehen, was angesichts ähnlicher Entwicklungen in vielen anderen Kommunen an sich nicht ungewöhnlich erscheint. Außergewöhnlich war jedoch das Engagement, mit dem sich eine eigens gegründete Bürgerstiftung umgehend daranmachte, das Peschkenhaus als Ort der Kunst und Kultur zu erhalten. Eine Bürgeraktiengesellschaft wurde ins Leben gerufen, die das Gebäude 2005 kaufte. Auch heute gibt es noch rund 80 Aktionäre, den Hausschlüssel hat der Vorstandvorsitzende Heinz-Adolf Janßen aber dem "Kunstverein Peschkenhaus Moers" übergeben, der seit Jahren Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert, zum Beispiel mit Arbeiten von Michaela Melián oder Armin Müller-Stahl.
Standfest durch Pfähle


Fotos: Agentur Berns
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2015/2
Kommentare
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07.06.2017, Cornelia Peschken
Guten Tag,
zur Geschichte meines Eltern-/Familienhauses möchte ich folgendes anmerken: die Darstellung der Zeiträume und der Namensgebung sind im Artikel nicht richtig wiedergegeben. Meine Familie hat das Haus von 1865 bis 30.07.1970 bewohnt. Der Begriff \"Peschkensches Haus\" ist offiziell und von der Familie nie verwendet worden, sondern \"hieß\" stets \"Meerstrasse 1\". Es handelt sich bei \"Peschkenschem Haus\" vileleicht um eine Wortschöpfung von H.-D. Hüsch, der ein Schulfreund des älte [...] mehr
Guten Tag,
zur Geschichte meines Eltern-/Familienhauses möchte ich folgendes anmerken: die Darstellung der Zeiträume und der Namensgebung sind im Artikel nicht richtig wiedergegeben. Meine Familie hat das Haus von 1865 bis 30.07.1970 bewohnt. Der Begriff \"Peschkensches Haus\" ist offiziell und von der Familie nie verwendet worden, sondern \"hieß\" stets \"Meerstrasse 1\". Es handelt sich bei \"Peschkenschem Haus\" vileleicht um eine Wortschöpfung von H.-D. Hüsch, der ein Schulfreund des älte [...] mehr

