

Nach dem Rückschnitt der Weidengebüsche sind Lage, Form und Größe des Burghügels wieder klar zu erkennen.
Bild: Michael Thuns; LVRWas eine Wasserburg ist, dürfte Niederrheinern und Westfalen bekannt sein: Geschützt von einem breiten Graben und meist nur über eine Brücke zu erreichen, erhebt sich ein trutziges Gebäude. Nicht selten spiegelt es die Macht oder den Reichtum seiner adeligen Erbauer wider. Von diesem Ideal unterscheidet sich die Wasserburg im Urfttal unterhalb von Schmidtheim eigentlich nur durch ein Detail: Das Burggebäude ist spurlos verschwunden.


So dürfen wir uns die Zehnbach-Motte vorstellen: Ein zentraler Holzturm, umgeben von Palisaden und Wasser.
Bild: F. SpannenbergMit ihrer Lage hoch in der Eifel ist die Zehnbach-Motte, so der heute übliche Name des Bodendenkmals, eine Ausnahmeerscheinung unter den frühen Wasserburgen. Das Wort "motte" ist französisch und bezeichnet das Baumaterial, aus dem die entsprechenden Burghügel bestehen, nämlich Erdsoden. Damit ähnelt die Bauweise prinzipiell der einer Sandburg am Badestrand: Man stach einen Ringgraben aus, warf den Aushub im Zentrum auf und flutete zum Schluss den Graben durch einen Stichkanal. Doch wo ist das Burggebäude geblieben? Eine archäologische Grabung brachte bloß Reste von verziegeltem Lehm, Holzkohlen, Eisenschlacken und Tonscherben ans Licht. Vielleicht bestand die eigentliche Burg aus einem durch Palisaden gesicherten Holzbau. Wann genau sie aufgegeben wurde, liegt im Dunkeln. Fest steht nur, dass die gefundene Keramik etwa 850 Jahre alt ist. Die Fachleute halten es für möglich, dass die Burgherren Eigentümer der kleinen Eisenschmelzen waren, deren Spuren man im Urfttal fand.
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In der Motte fanden Archäologen die Scherben von Kugeltöpfen aus dem 12. oder 13. Jahrhundert.
Bild: Karin White-Rahneberg; LVRDer Burggraben könnte später als Fischteich genutzt worden sein. Er schließt fast nahtlos an eine Fischzuchtanlage am hier mündenden Zehnbach an. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts stand dort das bescheidene Holzhaus des Teichwirts Georg Mußelek. Als er wegzog, verlandete der Graben und verschwand unter dichtem Weidengebüsch. Nur wenige Eingeweihte wussten um die archäologische Bedeutung des geheimnisvollen Gewässers mit der Insel. Vor wenigen Jahren machte die Ortsgruppe Schmidtheim des Eifelvereins den Standort der mittelalterlichen Immobilie wieder sichtbar: Der Wildwuchs aus dichtem Gestrüpp wurde entfernt und der Ringgraben entschlammt. Auf dem zentralen Hügel beließ man nur einige große Bäume. Über eine hölzerne Brücke kann man die Motte, über deren Geschichte eine Infotafel Auskunft gibt, jetzt wieder betreten.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2014/2
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