DAS HEIMATHAUS ZUM WEISSEN PFERDCHEN IN LINDLAR-HOHKEPPEL
ERZÄHLUNGEN VOM PFERDCHEN


"Dies Haus stehet in Gottes Hand. Im weissen Pfert ist es genandt. Anno 1612." So verrät es die Inschrift über einem der ältesten Gebäude im Oberbergischen Kreis, wobei die ergänzende Jahreszahl 1688 an der roten Eingangstür auf spätere bauliche Erweiterungen hinweist. Die Tür selbst ist eine bergische "Klön- und Kladdertür", deren oberer Teil sich so öffnen lässt, dass man wie durch ein Fenster mit den draußen Stehenden sprechen kann. Letztere kamen schon vor Jahrhunderten oft von weit her, denn Hohkeppel liegt an der Heidenstraße, einer uralten Fernverbindung zwischen Köln und Kassel. Im "Pferd" konnten sich die Fuhrleute stärken, die hier unterwegs waren. Sie fanden zudem Futter für ihre Rösser und Schlafstätten auf Stroh für sich selber. Heute erinnern noch ein zehn Meter tiefer Brunnenschacht, die Rauchspuren der Feuerstelle und der einstige Schankraum an diese Zeiten.
HOCHZEIT IM PFERDCHEN




Bild: Eva Altmann
SINGEN UND QUIEKEN
Bleiben noch Liederweg und Rennschwein: Das Weiße Pferdchen ist der Ausgangspunkt für einen vier Kilometer langen Rundwanderweg, der seit 2009 an zwölf Stationen mit großformatigen Tafeln zum Singen traditioneller Melodien anregen möchte – ideal, um vor allem Kinder mit so manchem alten Volkslied vertraut zu machen. Eine Begegnung mit dem leibhaftigen Rennschwein Rudi Rüssel sollte man den Kleinen hingegen nicht versprechen: Die ARD-Serie wurde zwar vor Jahren tatsächlich unter anderem in Hohkeppel gedreht. Doch neue Folgen wird es nicht geben, und ohnehin wachsen Ferkel derart schnell, dass bereits während der Aufnahmen alle 14 Tage neue Hauptdarsteller in die Kamera quieken mussten.

Pilgern auf der Heidenstraße
Die Heidenstraße war eine mittelalterliche Fernhandelsverbindung zwischen Köln und Kassel. Angesichts ihres Namens, dessen Herkunft allerdings nicht sicher geklärt ist, klingt es fast paradox, dass sie auch von Pilgern genutzt wurde – als Teilstrecke der berühmten Jakobswege nach Santiago de Compostela. In NRW beschäftigen sich unter anderem Projekte der Landschafts-verbände mit diesen Wegen, zu deren Wiederbelebung schon 1987 der Europarat aufgerufen hatte. Eine eigene Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Hohkeppeler Bürgern kümmert sich im Auftrag des Sauerländer Heimatbundes und des Heimatbundes Märkischer Kreis um die Erforschung der Heidenstraße. Kooperationspartner ist die LWL-Altertumskommission für Westfalen. Neben den bekannten blauen Schildern mit der gelben Jakobsmuschel kennzeichnen sogenannte Pilgersteine historisch markante Punkte an der Heidenstraße.Mehr unter www.jakobuswege-sauerland.de
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2014/2
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