DAS "MOORHUS" IM KREIS MINDEN-LÜBBECKE
GEHEIMNISSE DES MOORES


Die Dauerausstellung versetzt die Besucher in die Froschperspektive. Moorpflanzen wie Wollgras, Glockenheide und Sonnentau gliedern als raumhohe halbtransparente Bilder die 500 Quadratmeter
große Ausstellungsfläche. Auf Tafeln, an Objekten und in Experimenten lernt man das Moor als facettenreiches Ökosystem kennen und erfährt schließlich auch, wieso es die Körper von Verstorbenen konservieren kann. Das Infozentrum, nur einen Steinwurf vom Gehlenbecker Freibad gelegen, ist zugleich ein optimaler Startpunkt für Moorexkursionen.
Weite und Einsamkeit


Mit der Liste der bemerkenswerten Pflanzen- und Tierarten, die es im Torfmoor noch oder wieder gibt, könnte man Seiten füllen. Hier seien Vögel wie etwa Zwerg- und Schwarzhalstaucher, Krick- und Knäkente, Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig und Blaukehlchen genannt. Nennenswert ist sicher auch das wohl größte westfälische Vorkommen des Moorfroschs. Seine Häufigkeit ist der Grund, weshalb die in der Bastau-Niederung brütenden Weißstörche gerne am Rand des Großen Moors nach Nahrung suchen.
Torf, die Kohle der kleinen Leute
Der Lebensraum Torfmoor präsentiert sich aber nicht nur als biologisches Wunderland, ein wichtiges Thema der Ausstellung ist der Umgang der Menschen mit dem Biotop. Früher sahen sie im Moor in erster Linie ein Siedlungs- und Verkehrshindernis. Nur als Brennstofflager hatte es seinen Wert. Ein Hochmoor zu entwässern und abzutorfen galt als löbliche Pioniertat. Außerdem eröffnete das eine Folgenutzung: War die Torfschicht abgeräumt, ließ sich der mineralische Unterboden aufpflügen und man konnte Landwirtschaft betreiben. Dass dadurch Naturlandschaften unwiederbringlich vernichtet wurden, begriff man erst viel später. Dem Naturschutz wurden in der Regel ökologisch entwertete Moore überlassen, aus denen Birkhuhn und Goldregenpfeifer längst verschwunden waren. "Torf war die Kohle der kleinen Leute, und der Vorrat erschien ihnen unerschöpflich", sagt Hermann Nagel vom NABU-Kreisverband, "aber heute wäre es ökologisch unverantwortlich, weiter Torf zu verbrennen. "Wachsende Hochmoore sind die einzigen Ökosysteme, die in der Lage sind, das aus der Luft aufgenommene Kohlendioxid dauerhaft zu binden und so dem Kreislauf zu entziehen. "Aus Sicht des Klimaschutzes ist jedes lebende Hochmoor ein echter Gewinn." Für die Bauherren des Moorhus war eine Torfheizung deshalb tabu, "obwohl wir den Brennstoff quasi im Keller hätten". Stattdessen kamen nur Heiz- und Dämmtechniken zur Anwendung, die Vorbildfunktion haben. So sind die mit Lärche verkleideten Wände des einstöckigen Gebäudes mit Holzfasern isoliert, geheizt wird mit Erdwärme.
Wasserspeicher Torfmoore


Schnucken und Kraniche als Pflegepferd
Besonders die stets nachdrängenden Birken bleiben eine Dauer aufgabe. Statt diese Sisyphusarbeit selbst in die Hand zu nehmen, delegierte man die Moorpflege an Schafe. Moorschnucken, Vertreter einer 600 Jahre alten Landschafrasse, verwandeln das bittere Birkenlaub in zartes Lammfleisch mit würziger Wildnote und bringen so die Bedeutung des Moorschutzes auch bei Menschen in Erinnerung, die dem Naturschutz weniger nahestehen. Ohne die stetige Knabberarbeit der Schnucken wären zwei Drittel des Gebiets längst ein undurchdringlicher Birkenwald geworden – und die typischen Moorvögel wären verschwunden. Spektakulärster Zeuge der Erfolgsgeschichte ist der Kranich. Wurde der scheue Großvogel seit den 1990er-Jahren nur als regelmäßiger Gast auf dem Zug registriert, entschloss er sich 2008 erstmals, hier zu brüten. "Wir haben seinerzeit sogar die Weideführung der Schnuckenherde kurzfristig geändert, um die Vögel möglichst wenig zu stören", so Hermann Nagel.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2/2013
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