SÄGEMÜHLE IN MESCHEDE-REMBLINGHAUSEN
HARKEN, HÜLSEN, HÖLZER


Sanft blinkt das Wasser des Mühlenteichs herüber. Ein paar Schritte weiter grüßt die barocke Vierzehn-Nothelfer-Kapelle aus dem Jahr 1713. Die alte Sägemühle in Remblinghausen liegt abseits des Verkehrs in idyllischem Grün. Fast könnte man vergessen, dass hier bis 1983 noch hart gearbeitet wurde. Doch spätestens, wenn man die Mühle betritt und einen Blick auf ihr eindrucksvolles Innen leben wirft, wird klar: Wenn die Bäume nicht in den Himmel wachsen, sondern stattdessen zu Brettern verarbeitet werden sollen, dann erfordert das Muskel- und Maschinenkraft.
Turbine und Transmission


Seit 1919 wird die Anlage nicht mehr durch ein Mühlrad, sondern durch eine Turbine angetrieben. Sie nutzte die Wasserkraft effektiver aus, was den Einbau einer "Transmission" erlaubte - eines komplizierten Systems aus Treibriemen und Riemenscheiben, mit dem sich unterschiedlichste Maschinen in Gang setzen ließen. Das war zuallererst natürlich die Sägevorrichtung selbst, das sogenannte Horizontalgatter, bei dem sich das Sägeblatt waagerecht bewegt und der Baumstamm auf einem schienengeführten Wagen zur Säge vorgeschoben wird.
Vom Baumstamm zur Wäscheklammer
Doch die Sägemühle war mehr als nur eine "Bretterfabrik". Sie umfasste auch eine komplette Stellmacherwerkstatt, in der Pferdewagen, Kutschen und landwirtschaftliche Geräte hergestellt wurden. Selbst hölzerne Wäscheklammern gehörten lange zur Produktpalette. Zusätzlich war im Obergeschoss des Turbinenhauses auch noch eine große Dreschmaschine installiert, auf der die Bauern ihr Getreide dreschen lassen konnten. Besonders beeindruckend: In der Maschine prasselte das Korn mit solcher Wucht, dass es im Lauf der Jahre sogar starke Bohlen zu durchlöchern vermochte.
Das Highlight unter all den urtümlichen Technikschätzen der Mühle aber ist zweifellos die Kleesamenenthülsungsmaschine, kurz auch Kleemühle genannt. Ihre Räder und Rollen, ihre Transportbänder und ihr Elevator - eine Art "Klee-Lift" - dienten eigentlich nur zur Gewinnung von profanem Saatgut. Doch die rumpelnde Achterbahnfahrt, die der Kleesamen dabei nehmen musste, wird selbst hartnäckige Technikmuffel erfreuen.
Technik am Faden
Für die Mitglieder des Mühlenvereins bedeutete das "Projekt Kleemühle" viele Stunden Tüftelei. Zwar ist die Patentschrift noch vorhanden, die Mühlenbetreiber Josef Schulte im Jahr 1905 eingereicht hatte, doch im Laufe der Zeit erlebte seine Maschine so manche konstruktive Nachbesserung. Und so griffen die Remblinghauser Mühlenenthusiasten lieber erst einmal zu Bindfäden, um sämtliche Bewegungsabläufe zunächst in aller Vorsicht nachvollziehen zu können. Erst als sie sich sicher waren, nicht mehr "den Faden zu verlieren", wurden schließlich die echten Treibriemen gespannt.
Und die Harkenpinfräsmaschine? Damit werden heute wieder die dünnen Stäbe gefertigt, die das Ausgangsmaterial für die Zähne der berühmten Remblinghauser Holzharken bilden. So eine traditionelle Holzharke lässt sich jedermann gern zeigen - und mancher begeisterte Mühlenbesucher erwirbt sie sogar als Andenken.

Klee und Kaff
Kaff? Das Wort darf man in Remblinghausen ruhigen Gewissens aussprechen, hat es doch nicht das Geringste mit dem Ort zu tun. Es ist einfach der niederdeutsche Ausdruck für "Spreu". Letztere ist keineswegs so wertlos, wie es die bekannte Redensart "die Spreu vom Weizen trennen" anzudeuten scheint. In Remblinghausen fing man die beim Getreidedreschen mit der Dreschmaschine anfallende Spreu in einem besonderen Vorratsraum auf, dem Kaff- oder Kawebunker. Sie eignete sich zum Beispiel als Viehfutter. Aber auch beim Kleemahlen entsteht Kaff. Die Bauern durften die Kleesamenenthülsungsmaschine umsonst benutzen, wenn sie dieses Kaff dem Müller überließen. Denn der konnte es in Meschede gewinnbringend absetzen: Ein dort ansässiger Matratzenhersteller verwendete es als Füllstoff für seine Produkte.Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 2/2009
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