BAUERNHAUSMUSEUM BIELEFELD
SYSTEM BAUERNHOF


Eigentlich wohnen wir alle unter Bauern – auch mitten in der Großstadt. Denn ursprünglich hatte der Begriff Bauer gar nichts mit Äckern und Vieh zu tun, sondern bedeutete einfach jemanden, der eine Hausstelle bewohnt. Man kann es daran erkennen, dass sich der Ausdruck "Bauer" heute noch im Wort "Nachbar" versteckt – niederdeutsch "na-buer".
Trotzdem muss man die Stadt verlassen, um bäuerliche Kultur zu erleben. Oder aber man entscheidet sich für eine kleine Zeitreise und geht ins Museum. Das Freilichtmuseum auf der Bielefelder Ochsenheide bietet sich da besonders an, erhielt es 2001 doch sogar eine besondere Erwähnung beim "European Museum Of The Year Award" – einer jährlichen Auszeichnung für die besten Museen in Europa.


Am Ende eines solchen Arbeitslebens stand die "Leibzucht". Worunter nicht etwa eine körperliche Züchtigung zu verstehen ist, sondern das "Altenteil", auf das die Eltern gesetzt wurden, wenn der Sohn den Hof übernahm. Nicht immer erwies sich die Großfamilie dabei als so intakt, wie man es sich heutzutage gerne vorstellt. Es gab viele Konflikte, zum Beispiel weil die "Leibzüchter" – oft in einem separaten Gebäude – aus den Erträgen des Hofs unterhalten werden mussten, was dem Jungbauern manchmal über den Kopf wuchs. Mitunter wurden die Streitigkeiten dann sogar handgreiflich. Auf die bloße Familienharmonie verließ sich aber ohnehin niemand: Fast immer regelten detaillierte Verträge die Einzelheiten der Leibzucht auch juristisch.
HALTBAR DURCH RAUCH


Gerade bei Kindern kann die Begegnung mit einer so urtümlichen Welt viele Fragen aufwerfen. Um ihnen alles noch besser verständlich zu machen, verfügt das Museum seit Kurzem über ein eigenes "Kinderhaus", d. h. über ein Gebäude für die museumspädagogische Arbeit. Themen wie "vom Korn zum Brot", oder "vom Flachs zum Leinen", bei denen die Kleinen am Ende häufig auch ein eigenes "Produkt" in den Händen halten, können hier – ergänzend zum Gang durchs Museum und wetterunabhängig – vertieft werden. Das Fachwerkgebäude ist zudem selbst schon ein Stück Geschichte. Als Fischerhaus wurde es 1568 im westfälischen Vlotho erbaut. Nach dem Abbruch im Jahr 1969 lagerte die Holzkonstruktion jahrzehntelang im Freilichtmuseum Detmold. Nun darf sie wieder aufrecht stehen – und wird bei den Kindern künftig für noch mehr schöne Erinnerungen an das Bielefelder Bauernhaus-Museum sorgen.
OHNE FLACHS?
Im Bielefelder Raum wurde traditionell viel Flachs angebaut – was die Stadt zu einem Textilzentrum machte, denn aus Flachs wird Leinen hergestellt. Für die Bauern war der Flachs eine wichtige Einnahmequelle, manchmal diente er sogar als "Währung", um das Gesinde zu bezahlen. Ein wichtiger Schritt bei der Flachsverarbeitung ist das "Boken": das Weichschlagen der Stängel unter schweren Hämmern.
Im Bauernhaus-Museum kann man das in der Bokemühle aus dem Jahr 1826 nachvollziehen. Man darf sie aber nicht mit der gleich nebenan stehenden "Bockwindmühle" verwechseln. Letztere mahlte Getreide und wurde – wie ihre Mühlenflügel weithin bekunden – vom Wind angetrieben. Die Bokemühle hingegen war eine Rossmühle: Ein Pferd musste permanent im Kreis gehen, um ihr Hammerwerk in Bewegung zu versetzen.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 3/2007
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