ARSBECKER BRUCH IM KREIS HEINSBERG
DER WILD GEWORDENE ERLENSUMPF
Wären die Böden entlang des Rothenbachs unterhalb von Dalheim-Rödgen nicht so nass und unwegsam, wäre der "Arsbecker Bruch" heute wahrscheinlich ein ganz gewöhnlicher Kiefernforst, so wie viele andere Waldflächen zwischen Maas und Rhein. Der extrem hohe Grundwasserstand machte es aber fast unmöglich, das Innere des Bestands zu betreten oder zu befahren. Der Forstverwaltung fiel es deshalb nicht schwer, die Bewirtschaftung einzustellen und den "Arsbecker Bruch" als Naturwaldzelle auszuweisen. Damit dient er seit 1994 der wissenschaftlichen Beobachtung und gibt Auskunft darüber, wie sich ein "wild gewordener" Erlensumpf in einer niederrheinischen Bachaue entwickelt, wenn der Mensch die Regie vollständig in die Hand der Natur legt. Naturschutzgebiet ist er sowieso.
Zwar waren einige Windungen des Rothenbachs in früheren Zeiten begradigt worden, doch wegen des geringen Gefälles fließt der Bach träge dahin und hat sich wieder seinen eigenen Lauf durch den Sumpfwald gesucht. Landwirtschaft findet in seinem Einzugsgebiet kaum statt und so ist das Wasser glasklar. Unter den Schatten spendenden Erlen säumt dichter Bewuchs von Wasserminze und Sumpf-Schwertlilie das Ufer, und zwischen den flutenden Polstern von Bitterem Schaumkraut und Wasserstern verstecken sich Kleinfische wie Gründling und Bachschmerle. Auch das Bachneunauge laicht regelmäßig im sandigen Grund.
Das Reich des Erlkönigs
Eine homogene Einheit ist der Wald nicht: Die äußeren, höher gelegenen Bereiche, in denen man das Gebiet bequem und trockenen Fußes umrunden kann, tragen Eichen und Buchen, von denen die ältesten gut 180 Jahre alt sind. Weiter innen markiert hüfthohes Pfeifengras eine Zone, in der Gräser und Gehölze bereits den Grundwasserspiegel erreichen. Im Zentrum, entlang des Baches, schließt sich "Erlkönigs Reich" an: Im sumpfigen und häufig überfluteten Niedermoortorf stehen die mehrstämmigen Schwarzerlen und Moorbirken wie in einem Urwald. Weidengebüsche, von Moos überwachsenes Totholz, Seggenbulten und Farnwedel verstellen den Blick. Die meisten Baumarten hätten auf dem sauerstoffarmen Boden keine Überlebenschance. Die Stammbasen und Wurzeln der Schwarzerle sind jedoch von feinen luftgefüllten Gefäßen durchzogen – der Baum selbst sorgt für die Beatmung seiner unterirdischen Organe. An einigen Stellen ist es aber sogar für Erlen zu nass. Röhrichte und Weidengebüsche machen die breite Bachaue dort zu einem gut geschützten Versteck von scheuen Sumpfvögeln. Auch ein Biber hinterlässt hier an jungen Bäumen seine Spuren.
Ein Bach mit vier Namen
Am Rande des Schutzgebiets ist der Rothenbach zu einem alten Mühlenweiher aufgestaut. Der lieferte früher die Wasserkraft für die Dalheimer Mühle, die gleich außerhalb der Naturwaldzelle steht. Nach einem Brand hatte sie lange Zeit in einem Dornröschenschlaf gelegen, heute ist sie wieder ein beliebtes Einkehrziel für Ausflügler im deutsch-niederländischen Grenzland. Der Mühlenweiher selbst ist von Erlen, Weiden und Sauergräsern umgeben. Regelmäßig geben sich dort die Eisvögel ein Stelldichein. Mit einem Fernglas kann man sie am gegenüberliegenden Ufer beobachten.
Der Rothenbach, auf niederländischer Seite Roode Beek genannt, heißt übrigens auch Helpensteiner Bach, denn das Land zwischen der Grenze und dem Ortsteil Rödgen gehörte früher zur "Herrlichkeit Helpenstein", einem untergegangenen Adelsbesitz. Die Dalheimer Mühle von 1775 ist jünger, aber ihretwegen hieß der Rothenbach alias Helpensteiner Bach auch einfach Mühlenbach.
Fotos: Günter Matzke-Hajek





Zwar waren einige Windungen des Rothenbachs in früheren Zeiten begradigt worden, doch wegen des geringen Gefälles fließt der Bach träge dahin und hat sich wieder seinen eigenen Lauf durch den Sumpfwald gesucht. Landwirtschaft findet in seinem Einzugsgebiet kaum statt und so ist das Wasser glasklar. Unter den Schatten spendenden Erlen säumt dichter Bewuchs von Wasserminze und Sumpf-Schwertlilie das Ufer, und zwischen den flutenden Polstern von Bitterem Schaumkraut und Wasserstern verstecken sich Kleinfische wie Gründling und Bachschmerle. Auch das Bachneunauge laicht regelmäßig im sandigen Grund.
Das Reich des Erlkönigs
Eine homogene Einheit ist der Wald nicht: Die äußeren, höher gelegenen Bereiche, in denen man das Gebiet bequem und trockenen Fußes umrunden kann, tragen Eichen und Buchen, von denen die ältesten gut 180 Jahre alt sind. Weiter innen markiert hüfthohes Pfeifengras eine Zone, in der Gräser und Gehölze bereits den Grundwasserspiegel erreichen. Im Zentrum, entlang des Baches, schließt sich "Erlkönigs Reich" an: Im sumpfigen und häufig überfluteten Niedermoortorf stehen die mehrstämmigen Schwarzerlen und Moorbirken wie in einem Urwald. Weidengebüsche, von Moos überwachsenes Totholz, Seggenbulten und Farnwedel verstellen den Blick. Die meisten Baumarten hätten auf dem sauerstoffarmen Boden keine Überlebenschance. Die Stammbasen und Wurzeln der Schwarzerle sind jedoch von feinen luftgefüllten Gefäßen durchzogen – der Baum selbst sorgt für die Beatmung seiner unterirdischen Organe. An einigen Stellen ist es aber sogar für Erlen zu nass. Röhrichte und Weidengebüsche machen die breite Bachaue dort zu einem gut geschützten Versteck von scheuen Sumpfvögeln. Auch ein Biber hinterlässt hier an jungen Bäumen seine Spuren.
Ein Bach mit vier Namen
Am Rande des Schutzgebiets ist der Rothenbach zu einem alten Mühlenweiher aufgestaut. Der lieferte früher die Wasserkraft für die Dalheimer Mühle, die gleich außerhalb der Naturwaldzelle steht. Nach einem Brand hatte sie lange Zeit in einem Dornröschenschlaf gelegen, heute ist sie wieder ein beliebtes Einkehrziel für Ausflügler im deutsch-niederländischen Grenzland. Der Mühlenweiher selbst ist von Erlen, Weiden und Sauergräsern umgeben. Regelmäßig geben sich dort die Eisvögel ein Stelldichein. Mit einem Fernglas kann man sie am gegenüberliegenden Ufer beobachten.
Der Rothenbach, auf niederländischer Seite Roode Beek genannt, heißt übrigens auch Helpensteiner Bach, denn das Land zwischen der Grenze und dem Ortsteil Rödgen gehörte früher zur "Herrlichkeit Helpenstein", einem untergegangenen Adelsbesitz. Die Dalheimer Mühle von 1775 ist jünger, aber ihretwegen hieß der Rothenbach alias Helpensteiner Bach auch einfach Mühlenbach.
Fotos: Günter Matzke-Hajek

Rund um den Arsbecker Bruch
Im Winter ermöglichen die unbelaubten Bäume eine gute Sicht in den Arsbecker Bruch, ideal für eine Rundwanderung. Vom Parkplatz "Am deutschen Eck" (Wegberg, Sankt-Ludwig-Straße) geht es unter dem Bahndamm zur Dalheimer Mühle, dort links auf die Mühlentraße. Nach 1,1 Kilometer biegt man links "Unter den Buchen" nach Rödgen ab, dort wieder links und nach Querung des Baches erneut links. Dieser "Dammweg" verläuft neben einer stillgelegten Bahntrasse und führt nach einer Biegung durch den alten Dalheimer Klosterhof. Hier ist man wieder auf der Dalheimer Straße und geht rechts zur Dalheimer Mühle und zum Parkplatz zurück. 4,4 Kilometer.
Nichtstun als Experiment
Fast alle Wälder in unserem Land sind durch die forstliche Bewirtschaftung mehr oder weniger verändert. Auf einigen Flächen aber hat die Forstverwaltung Naturwaldzellen eingerichtet. Was sonst zum Alltagsgeschäft gehört – pflanzen, Bestandspflege, Holz ernten – unterbleibt. Man möchte wissen, wie sich ein bestimmter Standort unter natürlichen Bedingungen entwickelt. Die langfristige Beobachtung gibt Auskunft über die Konkurrenzkraft der Baumarten, auch unter den sich wandelnden Klimabedingungen. Dieses Wissen kann dazu beitragen, Ausfälle zu minimieren und die Kosten für Bestandspflege, Schädlingsbekämpfung und Verjüngung gering zu halten. Das Laisser-faire ist zugleich der beste Schutz für viele Tiere und Pflanzen.Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2015/2
Kommentare
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16.02.2019, Christian Bisping
Bezüglich der Amphibienschutzzäune kann jetzt nach vielem Behörden-Hin- und Her Erfolg gemeldet werden: Die Mitarbeiter des Kreises Heinsberg haben die defekten Anlagen im Bereich Rödgener Straße beidseitig wieder instandgesetzt.
Es fanden jedoch intensive Forstmaßnahmen (Kahlschlag) innerhalb des Naturschutzgebiet im Bereich Dalheimer Klosterhof statt. Unmittelbar vor dem großen Kahlschlagbereich findet sich am Naturschutzgebiet-Schild noch das vom Kreis Heinsberg in Zusammenarbeit mit der [...] mehr
Bezüglich der Amphibienschutzzäune kann jetzt nach vielem Behörden-Hin- und Her Erfolg gemeldet werden: Die Mitarbeiter des Kreises Heinsberg haben die defekten Anlagen im Bereich Rödgener Straße beidseitig wieder instandgesetzt.
Es fanden jedoch intensive Forstmaßnahmen (Kahlschlag) innerhalb des Naturschutzgebiet im Bereich Dalheimer Klosterhof statt. Unmittelbar vor dem großen Kahlschlagbereich findet sich am Naturschutzgebiet-Schild noch das vom Kreis Heinsberg in Zusammenarbeit mit der [...] mehr

07.06.2018, Christian Bisping
Leider ist der Zustand der Amphibienschutzanlagen im Bereich der einzigen Straßenquerung (Rödgener Straße) katastrophal bis nicht mehr vorhanden, das führte in diesem Jahr dazu, dass die Tiere wieder den Weg über die Straße nahmen, wo die meisten von ihnen den Tode fanden. Für die winzigen Jungtiere auf dem Weg zurück ist die neu angelegte Bordsteinkante ein unüberwindliches Hindernis, deshalb verenden auch hier viele Tiere, wenn sie nicht von privaten Helfern von Hand gerettet werden.
Leider [...] mehr
Leider ist der Zustand der Amphibienschutzanlagen im Bereich der einzigen Straßenquerung (Rödgener Straße) katastrophal bis nicht mehr vorhanden, das führte in diesem Jahr dazu, dass die Tiere wieder den Weg über die Straße nahmen, wo die meisten von ihnen den Tode fanden. Für die winzigen Jungtiere auf dem Weg zurück ist die neu angelegte Bordsteinkante ein unüberwindliches Hindernis, deshalb verenden auch hier viele Tiere, wenn sie nicht von privaten Helfern von Hand gerettet werden.
Leider [...] mehr

14.04.2013, Günter Puyn
Nun ist es soweit: In diesem einzigartigen Naturreservat, \\\"Arsbecker Bruch\\\", in Wegberg-Dalheim, wurden die ersten Frasspuren des Bibers gesichtet. Foto anbei.
Nun ist es soweit: In diesem einzigartigen Naturreservat, \\\"Arsbecker Bruch\\\", in Wegberg-Dalheim, wurden die ersten Frasspuren des Bibers gesichtet. Foto anbei.
Bild: Biber-Frasspuren im Helpensteiner Bachtal.

