KALKMAGERRASEN BEI WILLEBADESSEN
VOM SCHAF ZUM SCHMETTERLING
Goldgelb leuchten Färber-Ginster und Sonnenröschen. Die rosa Blütenkerzen der Mücken-Händelwurz und die cremeweißen Köpfchen des Bergklees setzen weitere farbige Tupfer in die grüne Landschaft. Im Spätsommer, wenn der Enzian blüht, wandelt sich die Farbenpracht in ein sattes Blau-Lila. Und auch der stark gefährdete Kreuzenzian-Ameisen-Bläuling flattert dann wieder über die Kalktriften. Doch die abwechslungsreiche Landschaft im Kreis Höxter ist nicht nur Augenweide: Seit einigen Jahren weiden hier Schafe, damit die Hänge nicht zuwuchern, sondern seltene Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum behalten.
"Kurz vor der endgültigen Vernichtung", so düster sahen Fachleute den Zustand der Landschaft im Kreis Höxter. Weil die Bewirtschaftung der steilen Hänge als nicht mehr rentabel galt, waren viele Parzellen brach gefallen. Die ehemals offenen Weiden wucherten mehr und mehr mit Büschen zu oder wurden mit Kiefern aufgeforstet – das sichere Ende der Artenvielfalt, die sich auf den ausgedehnten Magerrasen entwickelt hatte. Doch die Naturschützer der Landschaftsstation wollten die Kalktriften nicht aufgeben und entwickelten einen Plan: Kleine Weideflächen, die noch erhalten geblieben waren, sollten als Keimzellen für eine Regeneration dienen. Mit dem Kauf und Tausch von Grundstücken fing es an, mit Tatkraft und vollem Einsatz ging es weiter. Der stationseigene Pflegetrupp entfernte einen Teil der Gehölzdickichte, fällte Bäume, die zu viel Schatten warfen, und sorgte für den Abtransport.
Jetzt sind bereits elf Hektar Boden von störenden Sträuchern befreit, und jedes Jahr werden die blumenbunten Magerrasen wieder ein Stück größer. "In den ersten Jahren weidete auf den Flächen eine Herde von Bergschafen. Die waren ganz heiß auf das Laub der Gehölze und haben uns bestens unterstützt", erinnert sich Frank Grawe, wissenschaftlicher Leiter der Station. Die hungrigen Mäuler sorgen beispielsweise dafür, dass Gräser wie die Fieder-Zwenke nicht überhand nehmen. Deren dichter Blätterfilz würde sich sonst wie ein Leichentuch über die artenreiche Krautschicht legen und lichtbedürftige Blumen im Keim ersticken. Außerdem verhindern die Schafe, dass Schlehen- und Weißdorngebüsche in breiter Front vorrücken. Diese Gewächse sind nämlich nur als Windschutz am Rande der Kalktriften oder als "Logenplätze" für Vögel wie Neuntöter oder Goldammer erwünscht.
Würden die Schafe allerdings nur auf Magerrasen grasen, wären sie selbst bald ziemlich mager. Mit Hilfe der Kauf- und Tauschaktivitäten der Naturschützer ist im Kreis Höxter jedoch ein abwechslungsreicher Mix aus Halbtrockenrasen und etwas ertragreicheren Weideflächen zusammengekommen. 300 Mutterschafe und ihre Lämmer finden also immer genug zu fressen. Damit haben die Kalktriften wieder etwas von ihrer ursprünglichen Bedeutung erlangt, denn in "Trift" steckt das Verb treiben. Früher wurden die Schafe langsam über die Weidefläche getrieben, um ihnen nicht zuzumuten, den kargen, eiweißarmen Aufwuchs vollständig abzugrasen. Die Tiere verschmähten außerdem bittere, hartblättrige und stachelige Pflanzen oder solche, die ätherische Öle enthielten. Auf diese Weise konnten sich typische Weideunkräuter vermehren und die Weiden blieben offen.
Dank der vierbeinigen Naturpfleger finden Schmetterlinge und viele andere Insekten wieder Nahrung in den Steilhängen. So auch der Kreuzenzian-Ameisen-Bläuling, der dort ist, wo der Enzian – seine erste Raupennahrung – wächst. Und ganz nebenbei setzt der Schmetterling mit dem türkisblauen Körper auch noch weitere farbige Akzente in den Kalktriften im Kreis Höxter.

Informationstafeln entlang des Falter-Pfades geben den Besuchern Auskunft über die Artenvielfalt der Region.Auf einem 3,5 Kilometer langen Erlebnispfad in den Kalkriften können Schmetterlingsfreunde die artenreiche Falterfauna der Region besonders gut beobachten. Vor Ort vermitteln acht Informationstafeln den Besuchern Wissenswertes zu den über 50 nachgewiesenen Tagfalterarten der Region. Auch erläutern sie den Zusammenhang zwischen traditioneller Nutzung des Gebietes als Schafsweide, dem Artenreichtum und den Existenzgrundlagen vieler selten vorkommender Falterarten. Ruhebänke entlang des Falter-Pfades, der ein Teilabschnitt des Hitgenheierweges ist, laden hier außerdem zum Verweilen und Entspannen ein.


"Kurz vor der endgültigen Vernichtung", so düster sahen Fachleute den Zustand der Landschaft im Kreis Höxter. Weil die Bewirtschaftung der steilen Hänge als nicht mehr rentabel galt, waren viele Parzellen brach gefallen. Die ehemals offenen Weiden wucherten mehr und mehr mit Büschen zu oder wurden mit Kiefern aufgeforstet – das sichere Ende der Artenvielfalt, die sich auf den ausgedehnten Magerrasen entwickelt hatte. Doch die Naturschützer der Landschaftsstation wollten die Kalktriften nicht aufgeben und entwickelten einen Plan: Kleine Weideflächen, die noch erhalten geblieben waren, sollten als Keimzellen für eine Regeneration dienen. Mit dem Kauf und Tausch von Grundstücken fing es an, mit Tatkraft und vollem Einsatz ging es weiter. Der stationseigene Pflegetrupp entfernte einen Teil der Gehölzdickichte, fällte Bäume, die zu viel Schatten warfen, und sorgte für den Abtransport.
Jetzt sind bereits elf Hektar Boden von störenden Sträuchern befreit, und jedes Jahr werden die blumenbunten Magerrasen wieder ein Stück größer. "In den ersten Jahren weidete auf den Flächen eine Herde von Bergschafen. Die waren ganz heiß auf das Laub der Gehölze und haben uns bestens unterstützt", erinnert sich Frank Grawe, wissenschaftlicher Leiter der Station. Die hungrigen Mäuler sorgen beispielsweise dafür, dass Gräser wie die Fieder-Zwenke nicht überhand nehmen. Deren dichter Blätterfilz würde sich sonst wie ein Leichentuch über die artenreiche Krautschicht legen und lichtbedürftige Blumen im Keim ersticken. Außerdem verhindern die Schafe, dass Schlehen- und Weißdorngebüsche in breiter Front vorrücken. Diese Gewächse sind nämlich nur als Windschutz am Rande der Kalktriften oder als "Logenplätze" für Vögel wie Neuntöter oder Goldammer erwünscht.
Würden die Schafe allerdings nur auf Magerrasen grasen, wären sie selbst bald ziemlich mager. Mit Hilfe der Kauf- und Tauschaktivitäten der Naturschützer ist im Kreis Höxter jedoch ein abwechslungsreicher Mix aus Halbtrockenrasen und etwas ertragreicheren Weideflächen zusammengekommen. 300 Mutterschafe und ihre Lämmer finden also immer genug zu fressen. Damit haben die Kalktriften wieder etwas von ihrer ursprünglichen Bedeutung erlangt, denn in "Trift" steckt das Verb treiben. Früher wurden die Schafe langsam über die Weidefläche getrieben, um ihnen nicht zuzumuten, den kargen, eiweißarmen Aufwuchs vollständig abzugrasen. Die Tiere verschmähten außerdem bittere, hartblättrige und stachelige Pflanzen oder solche, die ätherische Öle enthielten. Auf diese Weise konnten sich typische Weideunkräuter vermehren und die Weiden blieben offen.
Dank der vierbeinigen Naturpfleger finden Schmetterlinge und viele andere Insekten wieder Nahrung in den Steilhängen. So auch der Kreuzenzian-Ameisen-Bläuling, der dort ist, wo der Enzian – seine erste Raupennahrung – wächst. Und ganz nebenbei setzt der Schmetterling mit dem türkisblauen Körper auch noch weitere farbige Akzente in den Kalktriften im Kreis Höxter.

Neuer Falter-Pfad in den Kalkriften


Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 2/2010
Kommentare
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04.01.2017, Peter Rennemann
der Schmetterlingspfad hat sich zu einem überregionalen Anziehungspunkt entwickelt. es gelangen mir im vergangenen Sommer viele wunderschöne Aufnahmen, die bei den NABU- Naturguckern großes Interesse hervorriefen.
das Gebiet ist in Gefahr ! Es sollen 6 riesige WKA direkt an den Rand des Schutzgebietes gebaut werden. Wir haben bereits eine Gegeniniative gegründet und würden uns freuen, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen würden.
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Rennemann
der Schmetterlingspfad hat sich zu einem überregionalen Anziehungspunkt entwickelt. es gelangen mir im vergangenen Sommer viele wunderschöne Aufnahmen, die bei den NABU- Naturguckern großes Interesse hervorriefen.
das Gebiet ist in Gefahr ! Es sollen 6 riesige WKA direkt an den Rand des Schutzgebietes gebaut werden. Wir haben bereits eine Gegeniniative gegründet und würden uns freuen, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen würden.
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Rennemann
Bild: Hauhechelweibchen

