FREILICHTBÜHNEN IN WESTFALEN
BÜHNEN IM GRÜNEN
Das Spiel unter freiem Himmel ist eigentlich die ursprüngliche Art: Shakespeare schrieb seine Stücke nämlich nicht nur ausdrücklich für die Bühne, er baute das passende Freilichttheater, das "Globe Theatre" in London, auch gleich dazu. Der englische Dichter war der Ansicht, dass eine publikumsnahe Aufführung ohne aufwändige Kulissenbauten und Bühnentechnik die größte Wirkung erzielen würde. Der außergewöhnliche Erfolg – bei seinen Zeitgenossen und beim heutigen Publikum gleichermaßen – gibt ihm Recht. In der Tat ist eine Vorstellung unter freiem Himmel auch heute noch etwas ganz Besonderes. Statt des Vorhangs senkt sich langsam die Dämmerung über das Geschehen, Bäume und Sterne formen das Bühnenbild und lassen sich geschickt in die Handlung einbeziehen. Eine natürliche Geräuschkulisse ersetzt die Tonanlage und für Spezialeffekte sorgen vorbeisausende Vögel. In Nordrhein-Westfalen bieten eine ganze Reihe von Wald- und Freilichtbühnen das besondere Theatererlebnis.
Die Darsteller – überwiegend Laien – proben den ganzen Winter über mit großem Einsatz. Sobald die Tage länger werden und das Wetter mitspielt, zaubern sie Leben auf die Bühne. Ob Märchenhaftes wie "Die Schöne und das Biest", das Musical "My Fair Lady" oder ein Kinderprogramm wie "Der Räuber Hotzenplotz" – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Seit den Ursprüngen im antiken Griechenland war Theater ein spezielles Ereignis und besaß den Charakter eines religiösen Festes. Die Menschen trafen sich jedoch in den Amphitheatern nicht nur, um ein Stück zu sehen und die Götter zu ehren. Mindestens ebenso wichtig war das gesellschaftliche Ereignis. Zwar finden heute auf den Rängen nicht mehr 40.000 Menschen Platz wie vor zwei Jahrtausenden in Athen, doch ein Treffpunkt sind die Freilichtbühnen nach wie vor.
Gerade die familiäre Atmosphäre und die Improvisationskunst machen den besonderen Charme der Bühnen im Grünen aus. Und Shakespeare selbst fordert die Zuschauer in "König Heinrich der Fünfte” zu Nachsicht bei kleinen Ungereimtheiten auf:
Der als Prolog euch bittet um Geduld;
Hört denn und richtet unser Stück mit Huld!
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