PROJEKT EDELKREBS IN NORDRHEIN-WESTFALEN
SCHÜTZENSWERTE SCHERENTIERE
Unter einem gewölbten Stein schauen zwei Fühlerspitzen hervor. Wie zwei Blindenstöcke tasten sie in Zeitlupe über den dämmerigen Bachgrund. Erst im Schutz der Dunkelheit traut sich der Fluss- oder Edelkrebs ganz aus seinem Versteck. Bei Gefahr ist Flucht die Devise. Wenn das Versteck im typischen Rückwärtsgang nicht erreichbar ist, hebt der Krebs drohend die Scheren.
So richtig gefährlich ist das für den Menschen nicht: "Aber es kann ganz schön wehtun, vor allem wenn er die weiche Haut neben den Fingernägeln erwischt", weiß Dr. Harald Groß, Flusskrebs-Experte aus Bad Münstereifel, und schaut auf seine Hände, "... ist aber eher lustig", setzt er rasch hinzu. Eigentlich dienen die Scheren vor allem als Universalwerkzeuge – Schraubstock, Pinzette und Kneifzange in einem. Besonders praktisch ist das, um verschiedenartige Nahrung zu verspeisen. Krebse sind nämlich Allesfresser. Und deshalb besonders nützlich: Im knöcheltiefen Wasser suchen sie unter den Steinen nach Pflanzen, Insektenlarven, Schnecken und totem Fisch. Aber die "Gesundheitspolizei" der Gewässer ist vom Aussterben bedroht.

Neben der Standardfarbe kommen beim einheimischen Edeelkrebs auch hellbraune, grünliche oder ganz selten blaue Exemplare vor.Bis vor rund 130 Jahren konnte man in Nordrhein-Westfalen fast in jedem halbwegs sauberen Gewässer noch Flusskrebse finden. Sie waren weit verbreitet und häufig. Die Verschmutzung von Bächen und Flüssen schränkte ihren Lebensraum zwar ein, das Aus für die mitteleuropäischen Krebse kam jedoch von Übersee: die Krebspest. Mit dem Import amerikanischer Krebse in europäische Gewässer schleppte man vor etwa 150 Jahren unbeabsichtigt eine tödliche Seuche ein. Bei dieser Krankheit dringen innerhalb weniger Tage Pilzfäden von der Haut bis in Muskeln und Nerven der Krebse vor. Verhaltensänderungen und Lähmungen führen dann rasch zum Tod.
Fatal ist, dass die amerikanischen Krebse den Erreger verbreiten können, auch wenn sie selbst symptomfrei bleiben. Die einheimischen Krebse sind hingegen nicht immun, und so sind ganze Gewässersysteme verwaist, in denen früher massenhaft Flusskrebse lebten. Nur in einigen isolierten Bächen, vor allem in den Mittelgebirgen, haben Restpopulationen überlebt. Vor einigen Jahren stieß Harald Groß in der Eifel völlig überraschend auf ein bisher unbekanntes Edelkrebsvorkommen. Um die gleiche Zeit wurden auch Krebse am Fuße des rechtsrheinischen Berglands entdeckt. "Über Zoohandel, Aquarianer oder Gartenteiche gelangen leider immer wieder Kamberkrebse oder amerikanische Sumpfkrebse in natürliche Gewässer. Für noch vorhandene Edelkrebse hat das katastrophale Folgen", warnt der Biologe.

Der amerikanische Sumpfkrebs gehört zu den Überträgern der tödlichen Krebspest und darf nicht in freie Gewässer gelangen. Foto: U. Römer.Neben der Wiederansiedlung gesunder Krebse in geeigneten Bächen und Teichen ist die Information der Anwohner ein wichtiger Aspekt. Auch muss es unter Wasser genügend Verstecke geben, denn für Aale, Barsche, Reiher und Fischotter sind die Krebse eine Delikatesse. Deshalb ist eine enge Kooperation mit den Angelvereinen und Fischereiverbänden gefragt. In der Eifel sieht es jetzt so aus, als könnte die Rückkehr einheimischer Edelkrebse in ihre alten Lebensräume funktionieren. Das Naturschutzprojekt "Ahr 2000" hat schon viele Verbesserungen entlang der Eifelbäche erreicht. Und so gelingt es dem aufmerksamen Beobachter vielleicht bald wieder, einen der scheuen Flussbewohner zu erspähen.



So richtig gefährlich ist das für den Menschen nicht: "Aber es kann ganz schön wehtun, vor allem wenn er die weiche Haut neben den Fingernägeln erwischt", weiß Dr. Harald Groß, Flusskrebs-Experte aus Bad Münstereifel, und schaut auf seine Hände, "... ist aber eher lustig", setzt er rasch hinzu. Eigentlich dienen die Scheren vor allem als Universalwerkzeuge – Schraubstock, Pinzette und Kneifzange in einem. Besonders praktisch ist das, um verschiedenartige Nahrung zu verspeisen. Krebse sind nämlich Allesfresser. Und deshalb besonders nützlich: Im knöcheltiefen Wasser suchen sie unter den Steinen nach Pflanzen, Insektenlarven, Schnecken und totem Fisch. Aber die "Gesundheitspolizei" der Gewässer ist vom Aussterben bedroht.


Fatal ist, dass die amerikanischen Krebse den Erreger verbreiten können, auch wenn sie selbst symptomfrei bleiben. Die einheimischen Krebse sind hingegen nicht immun, und so sind ganze Gewässersysteme verwaist, in denen früher massenhaft Flusskrebse lebten. Nur in einigen isolierten Bächen, vor allem in den Mittelgebirgen, haben Restpopulationen überlebt. Vor einigen Jahren stieß Harald Groß in der Eifel völlig überraschend auf ein bisher unbekanntes Edelkrebsvorkommen. Um die gleiche Zeit wurden auch Krebse am Fuße des rechtsrheinischen Berglands entdeckt. "Über Zoohandel, Aquarianer oder Gartenteiche gelangen leider immer wieder Kamberkrebse oder amerikanische Sumpfkrebse in natürliche Gewässer. Für noch vorhandene Edelkrebse hat das katastrophale Folgen", warnt der Biologe.


Kommentare
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29.09.2015, NRW-Stiftung
Aufgrund ihrer Rückmeldungen haben wir die Fotos ausgetauscht. Vielen Dank für die Information.
Aufgrund ihrer Rückmeldungen haben wir die Fotos ausgetauscht. Vielen Dank für die Information.

26.08.2015, Martin Weber
Ich stimme Herrn Schick zu. Auch ich bin eben stutzig geworden und habe mich gefreut, dass ich nicht allein damit bin.
Meiner Meinung nach handelt es sich um einen Signalkrebs. MfG
Ich stimme Herrn Schick zu. Auch ich bin eben stutzig geworden und habe mich gefreut, dass ich nicht allein damit bin.
Meiner Meinung nach handelt es sich um einen Signalkrebs. MfG

19.08.2015, Lorenz Schick
Hallo, ich bin auf eure Seite gestoßen, da ich bei einer Bildersuche nach Edelkrebsen bei Google stutzig geworden war, da dort meiner Meinung nach klar ein Signalkrebs abgebildet ist. Der Link des Bildes führte auf Ihre sehr informative Seite.
Ich rate Ihnen jedoch noch einmal zu überprüfen, ob es nicht doch eher ein Signalkrebs ist, der aud dem ersten kleinen Bild auf der rechten Seite (mit der Unterschrift \"Die Scheren sind eigentlich Endglieder der Beine\") zu sehen ist, da ja genau dieser [...] mehr
Hallo, ich bin auf eure Seite gestoßen, da ich bei einer Bildersuche nach Edelkrebsen bei Google stutzig geworden war, da dort meiner Meinung nach klar ein Signalkrebs abgebildet ist. Der Link des Bildes führte auf Ihre sehr informative Seite.
Ich rate Ihnen jedoch noch einmal zu überprüfen, ob es nicht doch eher ein Signalkrebs ist, der aud dem ersten kleinen Bild auf der rechten Seite (mit der Unterschrift \"Die Scheren sind eigentlich Endglieder der Beine\") zu sehen ist, da ja genau dieser [...] mehr

